Ausgabe 38: Herbst / Winter 2018

70 Jahre Schützlhoffer – eine Zeitreise

Uhrmacher, Juwelier, Goldschmied und Reisender in Sachen Schmuck bis Arabien. All dies vereint die Geschichte des Traditionsbetriebes in Villach.

Als Franz Schützlhoffer 1948 seine Berufsbefähigung zum Uhrmacher erlangte, konnte wohl niemand wirklich ahnen, wohin die Reise geht. Die Schäden des Krieges prägten die Stadt, und mühsam ging der Aufbau vonstatten. Schmuck konnte sich damals wohl kaum jemand leisten. Die einzige Möglichkeit bestand darin, Messgeräte und Uhren zu reparieren. 1958 übersiedelte er schließlich von der Ankershofenstraße in die Widmanngasse 42, wo sich heute noch das Stammgeschäft befindet. Als er 1963 starb, konnte seine Witwe Wilhelmine den Betrieb mittels Dispens weiter betreiben. Werner Schützlhoffer, der die Meisterprüfung 1967 absolvierte, konnte bereits Früchte des Wirtschaftsaufschwunges ernten. Es gelang ihm gemeinsam mit seiner Mutter und seiner zweiten Frau, Gerda Schützlhoffer, wie den beiden Schwestern Brigitta Wallner und Dorothea Arnold den Kundenstock jährlich zu vergrößern.

 

Die Goldschmiede
Für Gerald Schützlhoffer waren anfangs eigene Wege angesagt. Nach absolvierter Ausbildung eröffnete er im Jahre 1988 die Goldschmiede in Villach gemeinsam mit Michael Loderer. Zugleich zog es Gerald Schützlhoffer ins Ausland, wo als erstes Ziel Südafrika ausgewählt wurde. Von dort aus erlangte er die Möglichkeit, als selbständiger Sales Manager für die weltberühmte Juwelenfirma Faberge zu arbeiten. Ein Erfolg, der Schützlhoffer vorwiegend in die arabischen Länder führte, da sich andere Sales Manager mit diesen Ländern nicht beschäftigen wollten. Schritt für Schritt ging es die Erfolgsleiter hinauf. Die Überreichung eines Faberge-Eies an Nelson Mandela war einer der Höhepunkte. Zeitgleich kam er mit dem größten Juwelier der arabischen Welt in Kontakt, der ihm wiederum so manche erfolgversprechende
Schiene legte.

 

Königlicher Lieferant
Zu den Kunden zählte der Prime Minister Chalifa bin Salman Al Kalifa oder Hamad bin Jassim Al Thani, ehemaliger Premier Minister von Qatar. Weiteres unterstützte er die von Königin Rania von Jordaninen
gegründete River Foundation, eine Institution, die zum Schutz von Kindern ins Leben gerufen wurde. Auch zu Mitgliedern der königlichen Familie in Kuwait besteht bis heute ein freundschaftlicher Kontakt, und die Begegnungen sind stets von großer, gegenseitiger Freude und Wertschätzung getragen.

 

Rückkehr
Während der Auslandaufenthalte war es Michael Loderer, der die Goldschmiede weiter betrieb. Im Jahre 2002 übernahm Gerald Schützlhoffer den elterlichen Betrieb, ergänzte die Werkstätte mit seiner Schwester Ines und begann den ersten großen Umbau. „Es war für mich immer ganz klar, eines Tages werde ich wieder nach Villach zurückkehren. Die Zeit im Ausland will ich jedoch nicht missen“, so Gerald Schützlhoffer, der sich den Herausforderungen der jetzigen Zeit kreativ stellt. Bedingt durch den Onlinehandel stellt sich fast täglich die Frage, wie ein Handelsbetrieb überleben kann. Mit einem Gespür für die Bedürfnisse der Kunden wird entsprechend reagiert. Ganz handwerklicher Tradition verpflichtet, nimmt die hauseigene Werkstätte eine zentrale Rolle ein.

 

Kreativität
Gerald Schützlhoffer, der „sich eigentlich nicht als Geschäftsmann sieht“, ist dem kreativen Teil seiner Handwerkskunst eng verbunden. Die eigenen Entwürfe seiner Schmuckstücke finden im In- und Ausland hohen Anklang. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der akademische Maler Ernst Fuchs zum Freund der Familie gehörte.

 

Zukunft
In naher Zukunft wird es der Sohn, Paul Schützlhoffer sein, der die Geschicke des Betriebes lenken wird. Ein Betrieb, der nicht nur in der Draustadt hohes Ansehen genießt. Die Überreichung des Rechtes zur Führung des Stadtwappens durch Bürgermeister Günther Albel ist sichtbares Zeichen der Anerkennung. Und es wieder gebaut. Nun ist die größte Trauringlounge Österreichs im Bau, um die Geschäfte zwischen Graz und Villach für die Zukunft zu optimieren. In zwei Jahren nach der Übergabe will Gerald Schützlhoffer seiner Berufung als Bioenergetiker folgen und seiner kreativen Ader breiten Raum einräumen, denn wie er selbst sagt: „Ich möchte mir noch einen Lebenstraum erfüllen und eine Kreation fertigen, was es so bei uns noch nicht gegeben hat.“