Ausgabe 37: Frühjahr / Sommer 2018

Aktivitäten der Kanaltaler Kulturvereine

Es gibt zwei Kanaltaler Kulturvereine. Da wäre der im Kanaltal, der die sogenannten „Dobleiber“ repräsentiert, und der in Kärnten, bei dem die Auswanderer und deren Nachfahren Mitglieder sind.

Doch haben beide Kulturvereine denselben Vereinssitz, nämlich die alte Volksschule in Grünwald (Boscoverde) bei Tarvis nahe der Autobahnauffahrt Richtung Villach. Die beiden Organisationen arbeiten in vielen Bereichen eng zusammen. Selbst durfte ich vor Jahr und Tag mein Kanaltal-Buch in der Volksschule in Grünwald präsentieren.

 

Von der Option bis heute

Die Geschichte des Kärntner Zweiges, der unter der Leitung von DI Karl Heinz Moschitz steht, geht auf die Auswanderer der Option vor dem 2. Weltkrieg zurück (wir berichteten schon ausführlich). Die „Dobleiber“ werden von Obmann Alfredo Sandrini durch die vielenAktivitäten geführt. Dieser Verein wurde im Jahr 1979 von 15 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Zehn Jahre später folgte dann der Kärntner Zweig des kurz KKV genannten Vereines.

Gründungsobmann der Kanaltaler „Dobleiber“ war der Wirt Manfred Tschurwald. Ihm folgten als Obmänner Karl Lagger, Obfrau Barbara Lagger und ab 2009 Alfredo Sandrini. Der Vorstand besteht heute aus neun Mitgliedern.

 

Reges Vereinsleben

Viel bewegt der Kanaltaler Kulturverein der „Dobleiber“ im Laufe eines Jahres. Es sind dies kirchliche Veranstaltungen, die Organisation von Theatervorstellungen oder Konzerten, die jährliche Teilnahme am Umzug des Villacher Kirchtages, Aktivitäten beim Alpenfest in Tarvis im August und die Organisation von Deutschkursen.

 

Deutschkurse

Das Interesse an diesen Kursen ist steigend. Denn die Teilnehmer können die Zertifizierung durch OSD (steht für Österreich, Schweiz und Deutschland) mit Sitz in Klagenfurt erlangen. Diese Zertifikate sind international anerkannt, und der Sitz des Kanaltaler Kulturvereines in Tarvis gilt als die offizielle Prüfungsstelle in Italien.

Übrigens: Deutschkurse werden vom KKV auch in Chiusaforte angeboten, das ja nicht zum Kanaltal gehört. Man kann es nicht oft genug erwähnen, dass sich das Kanaltal von der Mündung der Gailitz in die Gail bei Arnoldstein bis nach Pontebba erstreckt. Südlich von Pontebba heißt das Tal Canal del Ferro!

 

Deutsch war Amtssprache

Die Deutschkurse, Unterrichtstätigkeit und Finanzierung geht ausschließlich auf Aktivitäten des Kulturvereines zurück. Finanzielle Unterstützung kommt von der Region Friaul-Julisch Venetien. „Um die deutsche Sprach bemüht man sich schon deshalb, weil im Kanaltal zwischen den Jahren 1007 und 1918 Deutsch die Amtssprache war. Mit den Kursen bleibt sie erhalten“, betont Obmann Sandrini.

 

Sprachinseln

In Italien gibt es ja mehrere deutsche Sprachinseln mit langer Geschichte. In Friaul sind das neben den Kanaltalern die Tischlbonger, die Zahrer in Sauris und neuerdings die Plodner in Sappada, das seit dem Vorjahr zu Friaul-Julisch Venetien gehört. Weiter nach Westen hin gibt es Deutsche in Sette Comuni (bei Verona), im Valle dei Mócheni, in Luserna, Dreizehn Gemeinden und an der Schweizer Grenze in Formazza und Campello Monti. Mehrere kleinere Inseln liegen im Bereich des Val d’Aosta. Sie alle sind vereint in einem Einheitskomitee, das sich regelmäßig trifft. Obmann Alfredo Sandrini fällt dabei auf, dass der Kanaltaler Dialekt der lebendigste deutsche Dialekt von allen ist. Das führt er vor allem auf die Nähe zu Kärnten zurück und auf den regen, alltäglichen Gedankenaustausch.

 

Text: Hans Messner