Ausgabe 38: Herbst / Winter 2018

Wald tut gut

Mit Feingefühl dem Wohlbefinden beim Waldspaziergang auf der Spur

Sattes Grün, frische Luft, Ruhe: ein Waldspaziergang ist viel mehr als nur reine Entspannung. Forscher finden stets neue Erklärungen dafür, warum Ausflüge im Wald sich positiv auf Herz, Immunsystem und Psyche auswirken. Wald ist weit mehr als sportliche Freizeitbühne unserer Leistungsgesellschaft. Wer immer sich dem Wald bewusst nähert und bereit ist, sich auf dieses Erlebnis einzulassen, verspürt alsgleich die positive Wirkung. Befreites Atmen, Entspannung, Genesung und alles in allem eine wohltuende Wirkung breitet sich aus. Klinische Studien haben ergeben, dass nur der Anblick von Wald eine wohltuende Wirkung hat, Probanden eines Klinikums hatten beim Erholen im Wald eine wesentlich schnellere Genesung als Patienten ohne Wald. Waldluft hat 90 Prozent weniger Feinstaub als Stadtluft. Es wurde festgestellt, dass wenn wir uns im Wald bewegen, Instinkte aktiviert werden die unser Nervensystem seit Tausenden von Jahren gespeichert hat. Evolutionär lebt der Mensch immerhin – zeitlich gesehen – erst zu 0,0001 Prozent in Städten. Was Wunder, so die Natur uralte Instinkte aktiviert.

 

Terpene
Wie der Bioenergetiker Gerald Schützlhoffer anlässlich eines Waldbesuches erläutert, „ist die Waldluft eine fantastische Mixtur aus bioaktiven Substanzen, wobei die Terpene die wichtigste Gruppe ist.“ Terpene sind gasförmig in der Luft enthalten und stärken nachweislich unsere natürlichen Killerzellen, die gegen alle Arten von Krankheitserregern wirksam sind. Die Konzentration der Terpene ist im Sommer am höchsten. Sie steigt im April/ Mai stark an und erreicht ihr Maximum im Juni und August. Auch im Waldesinneren und in Bodennähe ist sie höher als am Waldrand oder in den Baumwipfeln. Bei feuchtem Wetter, nach Regen und bei Nebel befinden sich außerdem ebenfalls besonders viele Terpene in der Waldluft. Somit ist der Wald ein Ort der Heilung. Der Körper nimmt die ätherischen Öle auf. Dadurch wird der Stresslevel (Kortisol) gesenkt, das Immunsystem gestärkt, und sogar der Blutzucker reguliert sich. Überliefertes Wissen mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Umweltmedizin ergeben eine sinnvolle Kombination für therapeutische Ansätze, und deshalb sind bioenergetische Behandlungen im Wald ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Schützlhoffer.

 

Wasser
Dieser elementare Bestandteil unseres Lebens nimmt ebenfalls eine wichtige Rolle ein. Unbewusst sucht der Mensch vielfach die Nähe des Wassers. So sei beispielsweise die Funktion eines Baches oder Wasserfalles näher erläutert. „Unser Bauchgefühl lässt uns bei einem Wasserfall besonders wohlfühlen. Wie richtig unsere Intuition ist, beweist letztlich auch die Wissenschaft. Wasser produziert durch Reibung negativ geladenen Sauerstoff, die Anionen, diese Energie ist für Flimmerhärchen und Schleimhäute wichtig. Je länger der Aufenthalt beim Wasser, desto nachhaltiger ist die Wirkung. Tiefes Durchatmen und Erleichterung die Folge.“

 

Antibiotisch
Ebenso spannend ist, dass Pflanzen im Wald, also die Bäume, Sträucher, Blumen und Gräser, sogenannte Phytonzide freisetzen. Phytonzide sind antibiotisch wirkende Abwehrstoffe, die die Pflanzen vor Krankheitserregern und Schädlingen schützen. Diese Phytonzide atmet man ein, wenn man im Wald spazieren geht. Sie stärken ebenfalls das Immunsystem und aktivieren Krebs-Killerzellen. Aber auch Mikroorganismen, die in der Waldluft schwirren, Mikroben, Pilzsporen und die negativ geladenen Luftionen helfen.

 

Sportlicher Aspekt
Ein Waldspaziergang vermag viel mehr als nur der Entspannung zu dienen. In mancher Hinsicht, das belegen Studien, bietet er sogar einen ähnlich großen gesundheitlichen Nutzen wie schweißtreibender Sport. Viele Menschen unterschätzen diesen Effekt, da der Energieverbrauch beim Spazierengehen nicht so hoch erscheint. Doch wer lange genug unterwegs ist, verbrennt ebenfalls eine Menge Kilokalorien. Ein 80 Kilogramm schwerer Mensch zum Beispiel verbraucht auf einer Distanz von vier Kilometern in einer Stunde ungefähr 240 Kilocalorien. Legt er die gleiche Strecke joggend in 30 Minuten zurück, verbrennt er etwa 320 Kilocalorien, also nur wenig mehr.

 

Vielfalt
Erstaunlich, was ein Aufenthalt im Wald bewirken kann und warum! Daher soll abschließend Erich Kästner noch zu Wort kommen: „Die Seele wird vom Pflastertreten krumm. Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden und tauscht bei ihnen seine Seele um. Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.“

 

Text und Fotos: Peter Umlauft